O P I U M

Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung,
als du noch hell rochst, nach Waschmittel,
und die erhabenen Knochen deiner Handgelenke
blitzten an den hochgekrempelten Enden deines
Flanellhemdes hervor als du auf mich
deutetest.
Einzelne braunblonde Strähnen hatten sich aus
der Umklammerung deines Haargels gelöst und
warfen kleine Schatten auf deine blasse
Stirn.
So oft strich ich sie dir aus dem Gesicht,
bloß des symbolischen Aktes der Berührung
wegen.
Ich erinnere mich an die Löcher an deinem
linken Hosenbein, die mein Blickfeld wie
magnetisch anzogen und die gerade breit
genug waren, um einen kleinen Finger
darin verschwinden zu lassen. An die zart
hervortretende, schrammenübersäte Haut
deines Oberschenkels.
Ich erinnere mich an unser erstes Gespräch,
an die kleine Bank an dem Brunnen,
der nie mit Wasser gefüllt war,
sondern bloß mit dem Müll jener, die
diesen Platz vor uns für sich entdeckt
hatten.
Die Telefonate, die mich nächtlich wach
hielten. Nirvanabeige und himmelskörperblau.
Wohin bist du verschwunden in der Nacht,
in der wir nebeneinander lagen und
ich dich gefragt habe, weshalb deine Augen
grau geworden sind?